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Kapitel 8

«Noch etwas, was wir für Sie tun können, Sir?» Der Denobulaner Dr. Soren und ein menschlicher Ensign standen im Türrahmen zu Zelan Morros Büro, das Teil des Wissenschaftslabors war.

Morro, der mit dem Rücken zur offenen Tür gestanden hatte, drehte sich erfreut um und gab den Blick auf eine bläulich leuchtende und seltsam anmutende Pflanze frei. Er winkte mit der Hand. «Dr. Soren, Mr. Miller! Sehen Sie sich das an.»

Die beiden betraten zögernd das Büro des Chef-Wissenschaftlers.

«Haben Sie schon mal eine kugelbauchige Farnspinne gesehen?» Er winkte sie noch näher heran, während er liebevoll das blassblaue Laub der Pflanze streichelte.

Sie näherten sich weiter und betrachteten die Pflanze aus der Nähe. «Von der Form erinnert sie mich an eine gewöhnliche Erdenpflanze, aber dieses strahlende Leuchten ist wirklich faszinierend», gab sich Ensign Miller beeindruckt.

«Es ist eine der seltensten Pflanzen auf Bolarus IX. In meinem Quartier hat sie nicht so stark geleuchtet, hier scheint es ihr besser zu gefallen», freute sich Morro und verschloss sie wieder unter einer durchsichtigen Haube. «Das liegt sicher daran, dass sie im Quartier zu viel Zeit allein mit einem zobalianischen Wüstenkaktus namens Morro verbringt. Der ist zwar auch selten und strahlend, aber ziemlich stachlig!» Er lachte herzhaft und die anderen Offiziere stimmten ins Gelächter ein.

«Aber ich will Sie nicht länger von ihrem wohlverdienten Feierabend abhalten.» Morro wurde wieder ernst. «Wie verlief die letzte Stunde?»

«Sehr ruhig, Sir», berichtete Miller, noch immer schmunzelnd. «Alle Schiffssysteme sind weiter im Normalbetrieb, ganz unbeeindruckt vom neu installierten Sensor-Array.»

«Morgen können wir dann also wie geplant Testläufe mit höheren Warp-Geschwindigkeiten durchführen», ergänzte Soren.

«Wunderbar. Dann ab mit Ihnen in den Feierabend. Morgen erwartet uns ja wieder eine Menge Arbeit. Denn wie heisst es so schön: Ohne guten Ruf kein Echo!» Mit einem Augenzwinkern gab er den Offizieren einen Klaps auf die Schultern.

Soren und Miller kicherten, dann verabschiedeten sie sich und liessen ihren Vorgesetzten mit der leuchtenden Farnspinne in seinem Büro zurück. Als die beiden das Labor verliessen, drangen Stimmen kurzzeitig vom Flur durch die geöffneten Türen herein, bevor sie sich wieder schlossen und die Aussenwelt verstummte. Was blieb, waren die leisen Geräusche der Technologie im ansonst verwaisten Wissenschaftslabor.

Gerade als sich Zelan Morro wieder an die Arbeit machte, war erneut das Geräusch der sich öffnenden und schliessenden Türen des Labors zu hören.

«Haben Sie etwas vergessen, meine Herren?» fragte Morro, ohne den Blick zu heben. Als er keine Antwort erhielt, schaute er auf, erblickte die bedächtig heranschreitende Soral und zuckte unmerklich zusammen.

«Haben Sie mich erschreckt!» meinte er vorwurfsvoll, bevor er sich wieder fasste und die Andorianerin aufmerksam beäugte. «Jetzt hätte ich Sie beinahe gefragt, wie sie die Zutrittssperren zum Labor überwinden konnten. Aber wenn mich nicht alles täuscht, dürften Sie die Agentin vom Geheimdienst sein. Richtig?»

«Lieutenant Commander Morro», begrüsste die Andorianerin ihn in aller Seelenruhe, ohne seine Frage zu beantworten. «Ich hoffe, ich störe Sie nicht bei etwas Wichtigem.»

Der Chief Science Officer versuchte sich an ihren Namen zu erinnern. «Mrs. … Soral, oder? Was bringt sie zu später Stunde noch ins Labor?»

Die Verbindungsoffizierin antwortete nicht sofort, sondern blickte sich zunächst prüfend um. «Ich verschaffe mir ein erstes Bild von den Sicherheitsvorkehrungen, die zum Schutz von Projekt ‹Echo› getroffen … oder auch nicht getroffen worden sind.»

«Ah.» Morro nickte. «Ich versichere Ihnen, Lieutenant Commander, dass wir umfassende Massnahmen getroffen haben. Da können Sie vollkommen unbesorgt sein.»

Sorals eisblaue Augen kamen auf Morro zu ruhen. «Vollkommen unbesorgt?» fragte sie mit einem leichten Anflug von Sarkasmus. «Besorgt sein ist mein Job, Mr. Morro. Und meine Sorgsamkeit gilt momentan Ihnen und Ihrem Projekt. Ich muss Ihnen hoffentlich nicht erklären, wie sehr ‹Echo› sowohl für die Sternenflotte als auch für das Dominion von Interesse ist.» Sie verschränkte ihre Arme.

Morros Gesichtsausdruck erhärtete sich, als er sich aufrichtete und mit fester Stimme antwortete: «Lieutenant Commander, ich habe die letzten Jahre ganz dieser Erfindung gewidmet. Glauben Sie mir, ich bin mir der Bedeutung von Projekt ‹Echo› voll bewusst und ich habe jede erdenkliche Vorkehrung getroffen, um die Integrität der Technologie sicherzustellen!»

Die Andorianerin studierte aufmerksam seinen Gesichtsausdruck, ihre Antennen auf ihn fixiert. Nach einer kurzen Pause sagte sie: «Unterschätzen Sie die Entschlossenheit und die Fähigkeiten des Feindes nicht. Stellen Sie mir einen vollständigen Bericht über alle Schutzmechanismen bis morgen 1100 zusammen.»

Nun war es an Morro, die Geheimdienst-Offizierin argwöhnisch zu begutachten. «Haben Sie etwa Hinweise, dass das Dominion schon davon Wind bekommen hat? Und ausserdem: Wir nehmen Echo morgen um 0800 in Betrieb, ich bin also erst einmal damit beschäftigt. Ihr Bericht muss warten.»

Soral verzog keine Miene. «Ihr Bericht bis morgen 1100, Lieutenant Commander. Dann entscheide ich, ob die nötige nachrichtendienstliche Sicherheit für die Inbetriebnahme gegeben ist oder wir zuerst weitere Massnahmen ergreifen müssen.»

«Das ist wohl nicht Ihr Ernst?» schnaubte Zelan Morro empört.

«Gute Nacht.» Soral ignorierte Morros Empörung. Sie liess ihre Arme sinken, drehte sich um und begab sich ausgesprochen langsam wieder in Richtung Ausgang. Dabei liess sie ihren prüfenden Blick über jeden Zentimeter des Labors wandern, bevor sie schliesslich auf den Gang hinaustrat und sich die Türen hinter ihr wieder schlossen.